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Zur Bedeutung des korinthischen Helms in der Bildsprache
Klassische Archäologie
Zweitbetreuung: Prof. Dr. Anja Klöckner
Der korinthische Helm, der sich durch seine vollständig geschlossene Form mit Ausnahme der Augen, Nase und Mund auszeichnet, gehört seit dem Ende des 8. Jahrhunderts zu dem gängigen Waffenrepertoire griechischer Hopliten. Dafür sprechen neben den zahlreichen Wiedergaben in der Kunst auch die große Zahl an Originalfunden. Nach 200 Jahren starker Verbreitung nimmt die Zahl der Helme jedoch zugunsten leichterer Schutzwaffen wie dem chalkidischen- und später auch dem attischen Helm stark ab.
Trotz seines Rückgangs als Realia wurde der Helm weiterhin vielfach in der Kunst, sogar bis in die römische Zeit hinein, als Bildformel verwendet. Dabei beschränkte sich seine Verbreitung nicht nur auf das griechische Mutterland, sondern lässt sich auch in den zahlreichen griechischen Kolonien sowie bei den angrenzenden indigenen Völkern nachweisen und kann durchaus als ein Objekt des interkulturellen Austauschs in vielfacher Hinsicht verstanden werden. Als Beispiel sei hier nur auf die am Schwarzen Meer verankerten graeco-skythischen Objekte wie der Kamm aus dem Solocha-Kurgan und die Schwertscheide aus Čertomlyk oder auch auf die lykischen Münzen des Dynasten Perikles verwiesen.
Der Fokus bisheriger Untersuchungen über den korinthischen Helm lag in der Regel auf dem Helm als Realie selber, während eine ausführliche Analyse mit Ausnahme eines Beitrags ausblieb. In jenem wurde jedoch nur die bildlichen Darstellungen auf attischen Werken der klassischen Zeit betrachtet, sodass keine stringente und übergreifende Prüfung des Bildmaterials existierte. Es wurde schließlich festgestellt, dass der Helm in dieser Zeit als „fiktiver Gegenstand“ zu betrachten sei, der zeichenhaft als Symbol für militärische Areté verstanden werden kann. Der Helm erinnere an die Wertvorstellungen der Vorfahren und stelle den Träger ein deren Tradition.
Für den attischen Raum in klassischer Zeit mag der aufgeführte Ansatz wohl folgerichtig sein, jedoch lässt sich diese Interpretation nicht auf geographische Räume ausdehnen, die außerhalb des attischen Kerngebietes oder in den sogenannten Randgebieten liegen. Ein Skythe oder ein Lykier verband mit dem Helm sicherlich andere Vorstellungen und Werte als ein Athener, sodass eine ausführliche Untersuchung der Bedeutungsinhalte als zwingend notwendig erachtet werden kann.
Daher ist das Ziel meiner Arbeit eine neue und intensive Materialanalyse über Attikas Grenzen hinaus durchzuführen, um schließlich den korinthischen Helm in seiner Komplexität zu erfassen, zu beurteilen und seinen Wert bzw. Wertwandel neu zu definieren.